Deutschland 09. Juli 2004

Orthodoxer Oberrabiner fordert Rehabilitierung Martin Hohmanns
Moishe Friedman: Unionsparteien sollen "ungeheures Unrecht" wiedergutmachen

Wien/Berlin (kath.net/idea) Ein Repräsentant des orthodoxen Judentums hat die volle Rehabilitierung des aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausgeschlossenen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann (Fulda) gefordert. Hohmann, gegen den auch ein Parteiausschlußverfahren läuft, war mit einer Rede zum 3. Oktober in die Kritik geraten. Er hatte die Ansicht vertreten, dass man weder die Deutschen noch die Juden als "Tätervolk" bezeichnen könne. Große Teile der Medien und der Zentralrat der Juden in Deutschland warfen ihm deshalb Antisemitismus vor.

Der österreichische Oberrabiner Moishe Friedman stellte sich auf einer internationalen Rabbiner-Konferenz am 1. Juli in Wien hinter den Politiker. Er forderte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf, das gegenüber Hohmann begangene "ungeheure Unrecht wiedergutzumachen, seinen hervorragenden Namen wiederherzustellen und ihn als Politiker und Repräsentanten seines Heimatkreises voll zu rehabilitieren".

Der orthodoxe Friedman - 1972 in New York geboren - tritt für eine Trennung von Zionismus und Judentum ein und steht dem jetzigen Israel kritisch gegenüber. An der Konferenz nahmen 15 jüdische Gemeindeoberhäupter aus Österreich, Deutschland, Rumänien, Großbritannien, Ungarn und den USA teil. Hohmann nahm auf Einladung der Veranstalter ebenso an dem Treffen teil wie der ehemalige österreichische Außenminister Erwin Lanc (SPÖ) und der Volksanwalt Ewald Stadler (FPÖ). Hohmann warb nach eigenen Angaben in einem Grußwort dafür, dass jüdische Gemeinden unterschiedlicher Prägung in Österreich und Deutschland in gleicher Weise staatlich anerkannt und gegebenenfalls gefördert werden müßten. Das Judentum bezeichnete der Politiker als "Urreligion": "Christentum setzt Judentum voraus." Zugleich äußerte er sich sehr beeindruckt, von der "tiefen, opferbereiten Religiosität" der in Wien versammelten orthodoxen Rabbiner.


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