Brief von Fritz Schenk, Pfingsten 2004

 
Verehrte Mitstreiter und Sympathisanten unserer Initiative!

Ich habe mich zunächst dafür zu entschuldigen, dass ich mich seit Anfang des Jahres auf dieser Seite nicht mehr zu Wort gemeldet habe. Dafür gibt es eine ganz praktische Erklärung: Ich war dem Drängen von Freunden und dem Angebot des Verlages Universitas gefolgt, den „Fall Hohmann“ in einem Buch zu dokumentieren. Das musste schnell geschehen und bedeutete für mich einige Wochen härtesten Stress. Doch ich habe die Arbeit gern getan. Denn mit jedem Tag der Auseinandersetzung – insbesondere mit der unglaublichen Arroganz unseres politischen Establishments und noch mehr mit der verlogenen und der sich der Political Correctness blind unterwerfenden Hetze der Mehrheit unserer Medien – wurde mir immer deutlicher, dass ich die Dokumentation einfach schreiben musste. Da flossen also Verantwortungsbewusstsein des durch zwei Diktaturen gebrannten Kindes und politischen Publizisten, Widerstandsgeist gegen verlogene Machtbürokraten, Solidarität mit einem Verleumdeten und Herzblut eines Menschen zusammen, der sich nach seiner Flucht aus der SED-Diktatur geschworen hatte, nie mehr ein Wort gegen seine Überzeugung zu sagen oder zu schreiben.

Nun ist „Der Fall Hohmann“ seit drei Wochen auf dem Markt – und daraus folgt Grund zwei dieses Briefes: Mein Dank! Dank für die würdigende Aufnahme des Buches und die ermunternden Zuschriften an mich und den Verlag. Dem füge ich die Entschuldigung dafür an, dass in dem am Ende des Buches wiedergegebenen Appell nicht alle Namen der Unterstützer enthalten sind, die sich auch öffentlich bekennen wollten. Der Grund dafür ist einfach zu erklären: Wegen des im Buch geschilderten (und noch immer nicht abgeschlossenen) Rechtsstreits mit Herrn Reiniger wollten wir verhindern, dass sich Ähnliches wiederholen und die Auslieferung des Buches verzögern oder gar verhindern könnte. Daher hatten meine Berliner Helfer versucht, von allen Unterzeichnern der Appelle noch einmal ausdrücklich die Genehmigung zur Nennung ihrer Namen einzuholen. Dies geschah hauptsächlich zu normalen Tageszeiten. Dabei ist es wohl geschehen, dass etliche Unterzeichner nicht angetroffen wurden. Da sich der Absatz des Buches gleich in den ersten Wochen erfreulich entwickelt hat, bereiten wir eine zweite Auflage vor, in welche wir die noch gewünschten Namensnennungen aufnehmen werden. Sie dürfen sich also gern über Fax oder unsere Mail-Adresse bemerkbar machen.

Und nun zum Hauptgrund dieser Zeilen: Dem derzeitigen Stand des „Falles Hohmann“. Über die Entscheidungen der Staatsanwaltschaften bezüglich der Anzeigen gegen Martin Hohmann haben wir berichtet, sie sind im Buch und auf diesen Seiten dokumentiert und nachzulesen. Alle ihm unterstellten Vorwürfe wurden zurückgewiesen. Damit ist er in keiner Weise strafrechtlich anzugreifen und praktisch rehabilitiert. Das aber hat den Skandal nur verschlimmert. Denn weder die Führung der Union noch die Mehrheit der Presse haben das gewürdigt. Die Medien haben über die Entscheidungen der Staatsanwaltschaften in ihrer Mehrheit geschwiegen – und wenn berichtet wurde, dann in wenigen redaktionellen Zeilen ohne Wiedergabe der rechtlichen Begründungen und dies auch noch mit kommentierenden Zusätzen, dass dies an dem Sinn des „grundsätzlich verwerflichen Inhalts“ der Hohmann’schen Rede nichts ändere. Die Führung der Union ist überhaupt nicht darauf eingegangen. Der hessische Landesvorstand hat wortkarg verlauten lassen, dass er bei der Einschätzung bleibe, Hohmann habe der Union mit dieser Rede und durch seine „Uneinsichtigkeit“ schwer geschadet, weshalb es bei dem in Gang gesetzten Partei-Ausschlussverfahren bleibe. Darüber werden, nach einer ersten „abtastenden“ Beratung im April, Mitte Juni die entscheidenden und wohl auch abschließenden Verhandlungen vor dem Schiedsgericht des hessischen Landesverbandes stattfinden. Der Ausgang ist also offen. Sollte es zum Ausschluss kommen ist Martin Hohmann entschlossen, die weiteren Rechtswege über das Bundesschiedsgericht und möglicherweise danach über alle Instanzen der ordentlichen Gerichte auszuschöpfen. Er wird also um seine Rehabilitierung und den Verbleib in der CDU kämpfen.

Daher stellt sich auch für unsere Initiative die Frage des „Wie weiter?“ Zunächst können wir konstatieren, dass es eine solch übergreifende Solidaritätsaktion bisher kaum gegeben hat. Mit Tausenden von Unterschriften sich bekennender Unionsmitglieder und von parteilosen Sympathisanten auf zwei Dutzend großkalibrigen und aus Ihren Spenden finanzierten Anzeigen haben wir ein Aufsehen erregt, das sowohl der Unionsführung – wie der sich dem Zeitgeist und der Political Correctness knechtisch unterworfenen Massenpresse – seit Anfang des Jahres im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen hat – die Junge Freiheit, die Preußische Allgemeine Zeitung, Idea und mit Einschränkung einige regionale und periodische Zeitungen ausdrücklich ausgenommen. Obwohl die Hoftrompeter der Unionsführung auf dem Leipziger CDU-Parteitag uns Widersachern lautstark das „Zeigen der Kante“ angedroht hatten, haben sie sich in ihre Schneckenhäuser zurückgezogen. Totschweigen, Maulhalten und Aussitzen heißt die Parole. Das geschieht nun auch bezüglich meiner Buch-Dokumentation. Dass sie sich praktisch hauptsächlich durch „Mund-zu-Mund-Propaganda“ verbreitet, ist mehr als beachtlich. Selbst manche Buchhandlungen legen sich krumm, den Band auszuliefern, geschweige auszustellen. Ich selber habe weder auf meinen Brief an Frau Merkel noch auf meine Initiatorenrolle unserer Aktion eine Antwort oder Stellungnahme erhalten. Andere Kritiker wurden mit läppischen – und im Grunde wegen ihres intellektuell erbärmlichen, daher nicht ernstzunehmenden und daher wohl auch nicht ernstgemeinten – Formbriefen wie unmündige Kinder abgefertigt.

Für mich ist der Sachverhalt unverändert: Martin Hohmann wurde wegen der bewusst verfälschten Wiedergabe und Interpretation seiner Rede Unrecht zugefügt. Nach den Maßgaben unseres Grundgesetztes in den Artikeln 1, 5 und 38 müsste Martin Hohmann rechtlich rehabilitiert und seine Würde wiederhergestellt werden. Das tatsächliche Verfahren lässt etwas anderes befürchten: Um einen „Unfehlbarkeitsanspruch“ unserer Funktionärskaste zu behaupten, werden Martin Hohmann und Reinhard Günzel, den man bei diesem „Fall“ im gleichen Atemzug nennen muss, mit kalter Berechnung „geopfert“, ihrer Menschenwürde entkleidet und der „allgemeinen Verdammnis“ durch die belogene Öffentlichkeit preis-gegeben. Das sind und waren genau jene Methoden, deren sich alle Despoten zur Machtergreifung wie zum Machterhalt bedient haben. Dass diese ausgerechnet von jenen angewandt werden, die uns tagtäglich zu Wachsamkeit und Widerstand gegen und vor undemokratischen, freiheitsfeindlichen und menschenverachtenden Tendenzen aufrufen, beweist einmal mehr, dass sie dies nur zur „politisch korrekten“ Manipulation des Volkes im Sinne ihrer eigenen Selbstherrlichkeit tun. Dabei muss ich an einen Grundsatz erinnern, den auch ich in der Auseinandersetzung um die Würdigung der Opfer von Rassismus, Totalitarismus und Machtmissbrauch an oberste Stelle rücke: Dass es nämlich nicht auf die Zahl der „unschuldig Geopferten“ ankommt, sondern bereits ein einziges zuviel ist. Daher sehe ich das Grundanliegen unserer Initiative nicht als erledigt an: „Eine zweite Chance für Martin Hohmann!“

In diesem Sinne – und mit Dank für Ihre bisherige, sowie in der Hoffnung auf Ihre weitere Unterstützung

Ihr Fritz Schenk

Pfingsten 2004


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